Radikale Arbeitszeitverkürkung gegen die Klimakrise

Eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibendem Lohn erhöht nicht nur unsere Lebensqualität, bekämpft Ungleichheiten und prekäre Arbeitsbedingungen, sondern ist auch absolut notwendig, um die uns bevorstehende Klimakatastrophe noch abzuwenden.

Die radikale Arbeitszeitverkürzung kann nämlich signifikant zur Erreichung der Klimaziele beitragen und ist somit eine von mehreren, aber eine sehr zentrale, Massnahme in diesem Kampf.

Ich bin Cybel Dickson, JUSO-Mitglied und Klimastreikende, wo ich vor allem im Aargau sehr aktiv bin.

Die Klimakrise steht uns bevor, und sie hat vielerorts bereits erste verheerende Auswirkungen gezeigt. Das ist unbestritten und wissenschaftlich belegt.

Eine Studie kommt zum Schluss, dass, wenn wir weitermachen mit dem "Business as usual", sich die Atmosphäre bis 2100 um 4 bis 6 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau erhitzen wird. Erhitzt sich die Atmosphäre um 4 bis 6 Grad, reduziert sich die Tragfähigkeit der Erde auf 1 Milliarde Menschen. Wer also nichts gegen die Klimakrise unternimmt, entscheidet sich dafür, bis 2100 7 von 8 Menschen sterben zu lassen.

Das zum Anfang, und dazu, wieso Taten schnell und sicher angesagt sind.

Ich und Zehntausende weitere Klimastreikende stehen nämlich seit einem halben Jahr regelmässig auf den Strassen, in der Schweiz und weltweit, um genau sogenannt "radikale" Massnahmen zu fordern, die nötig sind, um das nächste grosse Massensterben, unter anderem das der Menschen, abzuwenden. Ich engagiere mich im Aargau stark im Klimastreik, kann und werde aber im weiteren keinesfalls für die Bewegung sprechen, sondern als Individuum, das den Ernst der Lage nicht mehr länger ignorieren kann.

Wollen wir also verhindern, dass bis 2100 7 von 8 Menschen sterben, müssen wir bis 2030 in der Schweiz netto null Treibhausgasemissionen erreichen, global bis spätestens 2050.

Auf diesem Weg ist die radikale Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibendem Lohn wichtig und nötig, wie unter anderem eine 2015 von Nässén und Larsson veröffentlichte Studie aufzeigt:

Erstens und wichtigstens wird durch eine verkürzte Arbeitszeit offensichtlich weniger gearbeitet, also weniger produziert, also weniger Energie verbraucht und somit direkt weniger Treibhausgasemissionen verursacht.

Ausserdem werden weniger überflüssige Güter produziert. Wenn die Produktionszeit beschränkt ist, wird es nämlich notwendig, als Gesellschaft zu entscheiden, welche Güter wirklich produziert werden sollen und tatsächlich zu unserem Wohlergehen beitragen.

Zusätzlich haben Menschen bei weniger Lohnarbeitszeit automatisch mehr Kapazität für zeitintensive Tätigkeiten, und haben somit mehr Zeit um zum Beispiel selber zu kochen, Dinge zu reparieren oder mit dem Zug oder anderen Flugalternativen zu reisen.

Durch all diese Effekte werden pro Prozent Arbeitszeitreduktion 0,8 Prozent Treibhausgasemissonen eingespart.

Deshalb erhöht die geforderte radikale Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibendem Lohn nicht nur unsere Lebensqualität, bekämpft Ungleichheiten und prekäre Arbeitsbedingungen, sondern ist auch absolut notwendig, um die uns bevorstehende Klimakatastrophe noch abzuwenden.

(Dieser Text war Grundlage eines Statements an einer Medienkonferenz der SP Frauen* Schweiz und JUSO Schweiz am 17.06.19)