Fackeln gegen die Menschlichkeit

04.12.2016

Letzen Dienstag protestierten 500 Müheler gegen eine geplante Asylunterkunft Gasthof, mit Fackeln. Diese Symbolik muss wohl nicht kommentiert werden, reiht sie sich doch bestens in eine historische Tradition ein. Ja, sie sie sagen, sie seien konstruktiv. Mit Fackeln? Wie Fackeln Symbolik für etwas Konstruktives sein können, entgeht mir. Wie Fackeln nicht danach schreien „Diese Asylunterkunft zünden wir an, kommt sie dann wirklich!“, entgeht mir. Gleichwohl scheinen Fackeln kein Problem für 500 Menschen zu sein.
60 Flüchtlinge sollen im leerstehenden Gasthof untergebracht werden. Zu viele auf einem Haufen, wie die FackelträgerInnen behaupten. In anderen Gemeinden wird eine erheblich grössere Anzahl problemlos untergebracht, weil die Bevölkerung die vor Feuer und Terror Geflüchteten nicht mit einem Flammenmeer empfangen, sondern mit Deutschheft und Bleistift. Nein, erwidern die FackelträgerInnen, syrische Familien wären natürlich kein Problem. Und sonst? Dass aufgrund der europäischen Abschottungspolitik auch aus Syrien hauptsächlich junge Männer die Schweiz erreichen, um ihren Familien den gefährlichen Weg über unsichere Meere, Stacheldraht an den Grenzen und an Polizeiposten, die sie mit Tränengas auf sie geschossen wird, vorbei zu ersparen, scheint den FackelträgerInnen zu entgehen. Dass junge Männer auch Menschen sind, die vor Staatsterror und Taliban-Attentaten fliehen, scheint den FackelträgerInnen zu entgehen. Es kann den FackelträgerInnen nur um eines gehen: sie wollen keine Asylsuchenden aufnehmen, sie sagen jeder Solidarität ohne jeden Grund ab, sie besuchen diese Menschen nicht erst und urteilen dann, sie stehen schon mit ihren Fackeln bereit, bevor der erste Fremde einen Schritt in ihr Dorf macht. Vielleicht ist es ja ein Syrer. Vielleicht ist es auch ein Sudanese, der dem Bürgerkrieg in seinem Land entkommen will, um uns endlich davon zu erzählen und um Hilfe zu bitten, wo wir doch in der Tagesschau nie etwas davon sehen. Vielleicht ist es ein Afghane, der jeden Tag fürchten musste, dass die Taliban ihn finden und aufgrund seiner Ethnie umbringen. Vielleicht ist ein Eritreer, dem grundlose Folter droht.
Liebe Menschen aus Muhen, ich bitte euch darum, euch nicht von FackelträgerInnen blenden zu lassen. Ich bitte euch nicht darum, die Asylsuchenden als Heilige zu empfangen, denn das sind auch sie nicht. Ich bitte euch, Menschen aus Muhen, jedoch, die Asylsuchenden als Menschen zu empfangen, mit ihnen als Menschen zu reden, mit ihnen Deutsch zu lernen, damit sie erzählen können, ihnen diesen kleinen Raum, den sie von uns bekommen, doch zu lassen. Fackeln brauchen wir hier nicht. Fackeln gibt es andernorts genug. Vielen Dank.
Ein Bloggbeitrag von Vorstandsmitglied Benjamin Bieri