Netzneutralität

09.01.2016

Neben der Überwachung ist die Netzneutralität eines der wichtigsten Themen in der Netzpolitik. Doch was bedeutet dieser Begriff überhaupt? Und welche Konsequenzen liefert die Aufhebung der Netzneutralität? Warum ist sie für Bestehen des Internets so wichtig?
Zuerst eine kurze Erklärung des Begriffs: Netzneutralität bedeutet grundsätzlich, dass alle Daten im Internet gleich behandelt werden. Egal wer etwas sendet, die Datenpakete haben dieselbe Priorität. Keine Partei wird bevorzugt. Lange Zeit war dies auch der Normalzustand, niemand kam auf die Idee, dass gewisse Daten eine höhere Priorität als andere haben sollten.
Doch weil der Datenverkehr immer grösser und gleichzeitig der Providermarkt liberalisiert wurde, bröckelte dieses Konzept. In den USA begann es damit, dass diverse Provider plötzlich Geld von Serviceanbietern verlangten, damit deren Dienste für Konsument_innen schneller verfügbar sind. Wer sich weigerte, musste damit rechnen, dass sich die Ladezeiten der eigenen Seiten deutlich erhöhten. Selbst Google musste klein beigeben, nachdem YouTube, wegen der enormen Ladezeiten, praktisch unbrauchbar wurde. Dies zeigt auf, welche enorme Macht die Provider besitzen, wenn die Netzneutralität ausser Kraft gesetzt werden kann.
Nach und nach wurde die Netzneutralität in den USA weiter abgeschafft, bis sich verschiedene Gruppierungen dagegen wehrten.
Welche Folgen hat ein Verlust der Netzneutralität schlussendlich? Auf den ersten Blick mag die Angelegenheit kaum eine Konsument_in kümmern, schliesslich handelt es sich doch bloss um einen Machtkampf zwischen Grosskonzernen. Tatsächlich sind die Auswirkungen, die eine Abschaffung der Netzneutralität bringen, enorm.
Zum einen können Provider und Serviceanbieter zusammenspannen. Beispielsweise könnte dies dazu führen, dass Swisscom und Netflix einen Deal schliessen: Alle Haushalte, die ihren Internetanschluss über Swisscom beziehen, wären quasi gezwungen, Netflix zu verwenden. Konkurrenzierende Dienstleistungen sind nun künstlich benachteiligt! Dadurch wird die Auswahl der Konsument_innen eingeschränkt und die Macht der Konzerne weiter gestärkt.
Ohne die Netzneutralität wird auch die Innovation gebremst und zwar im wahrsten Sinn des Wortes! Grosse Konzerne wie Netflix, YouTube und Spotify können es sich mühelos leisten, für Daten extra zu bezahlen. Kleine Unternehmen mit neuen Ideen können diese finanzielle Hürde nicht bewältigen. Ohne Netzneutralität werden es Alternativen zu den bestehenden Anbietern also sehr schwer haben. Dadurch geht für die etablierten Anbieter auch ein Anreiz zur Weiterentwicklung und Verbesserung ihrer Angebote verloren, was wiederum die Konsument_innen trifft.
Die Netzneutralität ist ein wichtiger Pfeiler für ein offenes und innovatives Internet. Von Anfang an war sie mit dabei, bis sie von der Profitgier einer Hand voll Internet-Grosskonzerne verdrängt wurde. Ihr Erhalt ist ein Muss, wenn das Internet ein Ort der neuen Ideen bleiben soll.