Nie wieder!

10.02.2018

Dieser Text ist ursprünglich im links erschienen.


Bericht aus Dachau


Am Wochenende des 11. Novembers besuchte eine Delegation der SP Bezirk Bremgarten die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau. Es ging um das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.


Ein Dachau-Gefangener war Leopold Obermeyer. Der Schweizer Staatsbürger wurde 1934 unter dem Vorwurf der Spionage und Verbindungen zur KPD in Schutzhaft genommen. Als im Zuge der Verhaftung seine Wohnung durchsucht wurde, fanden die Ermittler Fotos, die auf die Homosexualität Obermeyers hindeuteten. Aufgrund dieser wurde er vor Gericht gestellt, und es wurde gegen den Bekanntenkreis von Obermeyer ermittelt.


Am 12. Januar 1935 wurde er ins KZ Dachau gebracht, wo er 21 Monate lang gefoltert und verhört wurde. Obwohl die Schweizer Behörden von der Verhaftung wussten, unternahmen sie nichts, um Obermeyer zu helfen. Sie befürchteten diplomatische Schwierigkeiten und sahen keinen Grund, sich für einen Kommunisten einzusetzen. Nach der Zeit in Dachau wurde Obermeyer in andere Gefängnisse und Konzentrationslager verschoben, bis er 1943 im KZ Mauthausen starb.


Dies berichtete Hannah Brauchle vom Max Mannheimer Studienzentrum, die uns durch die Gedenkstätte führte. Sie zeigte uns die verschiedenen Stationen, die Gefangene durchlaufen mussten, und erzählte die Schicksale verschiedener Opfer.


Historischer Kontext


Das Konzentrationslager Dachau diente während zwölf Jahren der Unterdrückung politischer Gegner, hauptsächlich Gewerkschafter, Kommunisten und Sozialdemokraten. Aber auch Menschen, die gemäss der Ideologie der Nazis minderwertig und eine Gefahr für die Reinheit der deutschen Rasse waren, wurden in Dachau eingesperrt. Im Lager herrschten die Nazis mit brutalster Härte. Um das Lager effizienter zu führen und die grosse Anzahl der Gefangenen besser zu kontrollieren, nutzte die SS Gefangene für Verwaltungs- und Ordnungsaufgaben. Manche dieser sogenannten Funktionshäftlinge missbrauchten ihre Machtposition und quälten ihre Mitinsassen, was in gewissen Fällen bis zur Ermordung führte. Doch es gab auch solche, die ihre Position nutzten, um die Situation innerhalb des Lagers zu verbessern.


Heutige Situation


Das Gelände des ehemaligen Lagers ist heute, nachdem es zeitweise auch als Flüchtlingsunterkunft gebraucht wurde, ein Erinnerungsort und eine bedeutende Gedenkstätte. Es soll ein Mahnmal für die Opfer der NS-Zeit sein und belegen, wozu Menschen fähig sind und wohin Nationalismus und Rassismus führen können.


Momentan erstarken in ganz Europa Parteien, die sich an dieser und weiteren Gedenkstätten stören. Sie wollen eine „Wende“ in der Erinnerungspolitik herbeiführen und würden dieses düstere Kapitel gerne aus der Geschichtsschreibung streichen. Wir müssen uns gegen diesen Prozess mit allen Mitteln wehren, um die in einen Gedenkstein gemeisselte Mahnung und Verpflichtung, zu erfüllen: “Nie wieder!”


Sandro Covo von Jonen ist Co-Präsident JUSO Aargau und Vorstandsmitglied der SP Bezirk Bremgarten.


Stefan Dietrich ([email protected]) ist gerne bereit, andere Sektionen oder Gruppen bei der Organisation einer Bildungsreise zum KZ Dachau oder Auschwitz zu unterstützen.